Sozialreformer:
Obwohl er inzwischen Großindustrieller geworden ist, lebt er mit seiner Familie nicht in prunkendem Luxus, sondern bürgerlich-solide: Eine verschwenderische Lebensführung würde sein Gewissen belasten.

Abbes im September 1886 bezogenes
Haus direkt an den Werkstätten |
Statt dessen beschäftigt er sich mit der "sozialen Frage" und reflektiert die Probleme "Mensch und Arbeit" sowie "Geld als Verdienst, Gewinn und Besitz, als persönliche und gesellschaft- liche Machtquelle". Er fordert eine "feste geregelte und auf mäßige Dauer beschränkte Arbeitszeit als gerecht und dem
Volkswohl dienlich". Ruckweise wird auf seine Initiative im Zeiß- Unternehmen die Arbeitszeit abgebaut. Der arbeitende Mensch soll es bei besonnener und sparsamer Lebensführung zu einer gesicherten Existenz bringen, hat Anspruch auf jährlich bezahlten Urlaub und einer Weiterbezahlung von Dreiviertel des Lohns bei Krankheit. Fünfjährige Werkszugehörigkeit gibt Anspruch auf eine Pension im Falle von Invalidität. Die Arbeiter werden durch eine Arbeitervertretung repräsentiert, die zwischen der Arbeiterschaft und der Werksleitung vermittelt.
Das Vermächtnis seiner sozialreformerischen Anschauungen wird 1889 mit der Carl-Zeiß-Stiftung besiegelt, die er 1891 zur Eigentümerin der Werke macht. Dieser Stiftung überantwortet Abbe seinen ganzen Besitz als Alleininhaber der Zeißwerke und überlässt ihr auch seinen Unternehmergewinn! Er bleibt Hauptgeschäftsführer mit festem Gehalt. Die Leitung der Werkstätten geht an ein Kollegium der besten Fachkräfte über.